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  • Foto:
  • Datum Artikel:
    11. März 2025
  • Autor Artikel:
    Werner Gerber

Kultur und Kunst-Installation

Juni 2025


Wir feiern unser einjähriges Jubiläum der Eröffnung des sanierten Gutshauses Sonnenburg mit Café, Kultur & Natur!

am 1.06.2025 Vernissage

Jürgen Weber,
Maler aus Rostock
geb. 1936

Vernissage ab 14:00 Uhr

Tango ab 16:00 Uhr

 

Konzert Pfingstsonntag 8.06.2025 18:30 Uhr

Selbstgebaute Musik … Ein performatives Kartoffelkonzert

Wie klingt eine Kartoffel … und wie unterscheiden sich die verschiedenen Kartoffelsorten klanglich?
Dieser Frage geht die Künstlerinnengruppe Selbstgebaute Musik bei dem Kartoffelkonzert nach.


Wie klingen Kartoffeln wenn sie gerollt, beklopft oder fallen gelassen werden.
Was hat es mit den unterschiedlichen Kartoffelnamen auf sich, die in Deutschland fast ausschließlich weiblich sind? 

Und was gibt es für persönliche Geschichten von Menschen die Kartoffeln sammeln oder ernten? Oder was hat es
mit der berühmten Auseinandersetzung Friedrichs II. von Preußen mit der Kartoffel auf sich?
Auf diesen Fragen und Phänomenen hat Selbstgebaute Musik ein moderiertes performatives Konzert entwickelt,
Kartoffelmaschinen und Sounds:
Sascha Schneider, Klaus Gruber, Hajo Toppius
Cello: Anna Stark
präsentiert von Maxim Melnyk

 

Pfingstmontag 9.06.2025 von 11:00 - ca. 16:00 Uhr

Natur - Literatur - Genuss

Ein ganztägiges Hör-Vergnügen für wanderlustige Krimi-Liebhaber aller Altersklassen mit Paul Sonderegger.

 

Für unsere erste Lese-Wanderung haben wir den weniger bekannten Text Unterm Birnbaum von Theodor Fontane ausgewählt,
der als einer der wenigen frühen Kriminalromane der deutschen Literatur gilt. In Fontanes typischer Art erleben wir die
Landschaft des Oderbruchs mit den Menschen der Gegend. Als der Gastwirt Abel Hradschek eines Tages zufällig einen Toten unter seinem Birnbaum
ausgräbt, bringt ihn das auf eine Idee. Ein polnischer Händler muss daran glauben, aber die Rechnung geht nicht auf…


Kurze Wanderetappen durch die Hutelandschaft und um das Gutshaus herum wechseln mit viertelstündigen Lesungen.


Das Mittagessen wird vom Vrienwalderhof serviert:
Gerupftes Rind vom Grill und Raclette.
Kaffee und Croissant zum Frühstück und Kaffee
und Kuchen auf der Parkterrasse zum Abschluss.


Preis komplett 46 €


Wir bitten um Anmeldung unter: 03344 3014318

 

14.06.2025 19:00 Uhr:

Film: Wir zeigen zu Trumps Geburtstag "the great dictator"

 

Kunst-Installation zur Geschichte des Gutes Sonnenburg bis heute

(seit 8. September Tag des offenen Denkmals)

 

Wir haben das Gut Sonnenburg aus düsteren Ruinen auferstehen lassen und geben dem Ort sein Leben wieder zurück. Der Erbauer 1812 des Gutshauses, Joachim Frick schreibt an seine spätere Frau Justine C.E. Woltersdorf:

„so von den Annehmlichkeiten des Landlebens eingenommen: … daß man das Stadt Leben gewiß tausendmal leichter vergißt, als die mehreren Großstädter glauben. An Langeweile ist nicht zu denken“.

Der Ort hat aber auch eine dunkle Seite in seiner Geschichte. Wir wollen diese Seite nicht verdrängen, doch der Engel des Wandels, der Hoffnung kann nur fliegen, wenn die Dämonen der Vergangenheit in ihrer Gruft ruhen.

Im Rücken die Ruinen Europas

I. 

Wir betreten die Kunst-Installation durch eine Tür auf deren Glasfenster eine Reproduktion von Paul Klees „Engel der Geschichte“.

Dazu der Text von Walter Benjamin

(aus: Über den Begriff der Geschichte These IX) 

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm“.

II.

Wir treten ein in den kleinen Raum von dem eine Treppe zum Gang in die Ruine des von den Sowjets gesprengten Bunkers von Ribbentrop hinunterführt. Wir hören die Symphonie Rachmaninovs „Toteninsel“ 3. Satz: Der Tod.

An der linken Wand sind 16 dreidimensionale Lichtkästen mit dem Titel „Danses de la Mort“ (2002) des deutsch-russischen Malers Genia Chef zu sehen. Dieses Werk, das vormals u.a. im Ludwig Museum des Russischen Museums, Sankt Petersburg ausgestellt war, ist eine Leihgabe des Künstlers. Der Bilderzyklus ist inspiriert von der berühmten „Toteninsel“ des Schweizer Malers Arnold Böcklin.

Dieses Gemälde voller düsterer Vorahnungen wirft einen unheilverkündenden Schatten auf das folgende Jahrhundert. Eine Version des Bildes hatte der Führer für die Reichskanzlei in Berlin erworben, eine Reproduktion hing in Lenins Schlafzimmer in Zürich und eine weitere im Kabinett von Sigmund Freud.

II.

Auf der gegenüberliegenden Wand ist eine kleine Vitrine eingelassen in der wir ein Foto sehn von Ribbentrop auf der Terrasse hinterm Gutshaus und am Schreibtisch im Kaminzimmer, weiter die, auf Anweisung des Führers erfolgte Bauerlaubnis zur Errichtung eines Bunkers. Dokumente der Sonderbauleitung Berlin der Organisation Todt (1941).

1936 erwarb Joachim von Ribbentrop das Gut Sonnenburg, Ribbentrop war zu diesem Zeitpunkt deutscher Botschafter in London, ab 1938 Reichsaußenminister. Im Winter 1944/45 wurde das Büro des Reichsaußenministeriums, nach Sonnenburg verlegt. Im Frühjahr 1945 stellte es seine Arbeit ein, da die Front Sonnenburg erreichte. (Wikipedia)

Am 23 8.1939 unterzeichnet Ribbentrop und sein sowjetischer Kollege W. Molotow in Moskau den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag. Im angehängten Geheimpakt haben sich Hitler und Josef W. Stalin aber über die Teilung Polens verständigt.. (Deutsches historisches Museum - DHM)

Ein besonderes Schurkenstück der Geheimdiplomatie. Im dadurch ausgelösten II. Weltkrieg wurde Ribbentrop immer unbedeutender. Um so stärker stellt er sich und sein Amt in den Dienst der Judenvertreibung und -vernichtung. Die deutschen Botschaften in den besetzten und abhängigen Staaten werden durch Ministerschreiben dazu angehalten, die Deportation der ansässigen Juden und von Flüchtlingen zu unterstützen und zu forcieren. (DHM)

Als letzter deutscher Minister wird er am 14.6.45 in Hamburg von der britischen Militärverwaltung aufgespürt und verhaftet, in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen als Hauptkriegsverbrecher angeklagt. und am 15.10.46 als erster der Verurteilten durch den Strang hingerichtet. (DHM)

Es ist ein kurzes Zeitfenster in der die Greuel der deutschen Nazis stattfanden, zeitlich gesehen ein Vogelschiss wie es A. Gauland 2018 nannte, aber in seiner Wirkung katastrophal. Die Nationalsozialisten ermordeten während ihrer Herrschaftszeit von 1933 bis 1945 mehrere Millionen Menschen. Neben dem planmäßigen Genozid (Holocaust) an den europäischen Juden mit rund sechs Millionen Opfern, wurden unter anderem rund sieben Millionen sowjetische Zivilisten ermordet. Weitere drei Millionen Soldaten der Sowjetunion überlebten die deutscheKriegsgefangenschaft nicht. Zahlreiche andere Ethnien und Nationalitäten sowie Minderheitenwaren ebenfalls betroffen. (Statista Research, 2023)

Es folgt die letzte Strophe von Paul Celans Gedicht „Todesfuge“ (1944/45)

Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith

 

III.

Die der Eingangstür gegenüberliegende Wand verdeckt die Anlage der Geothermie, die das Gutshaus beheizt. In dieser Wand ist eine Glastür, eine ehemalige Terrassentür des Gartensaals, zu sehen auf dem Foto von Ribbentrop auf der Sonnenburg. Hinter dem Glas, ein kleiner Tisch, darauf eine Schreibmaschine, die aus dem Bürgermeisterbüro nach 1945 stammt. Auf dieser Wand, über der Kellertreppe, die runter zum Bunker führt, ein Monitor, darauf das Standbild „Toteninsel“ — Musik: Rachmaninov — Ausschnitte aus einer Rede Ribbentrops - „Todesfuge“ von Paul Celan gelesen - Ausschnitt aus der Videoinszenierung von und mit Werner Gerber aus der „Hamletmaschine“ (1983), Text Heiner Müller.

Hamletdarsteller: „Ich will nicht mehr töten … stolpernd von Loch zu Loch zu Loch aufs letzte Loch zu“

Heiner Müller: „Tritt in die Rüstung, spaltet mit dem Beil die Köpfe von Marx, Lenin, Mao. Schnee. Eiszeit

IV.

𝔘𝔫𝔱𝔢𝔯 𝔡𝔢𝔯 𝔖𝔠𝔥𝔴𝔢𝔩𝔩𝔢 𝔰𝔦𝔢𝔡𝔢𝔱 𝔡𝔦𝔢 ℌö𝔩𝔩𝔢! 𝔇𝔢𝔯 𝔅ö𝔰𝔢,

𝔪𝔦𝔱 𝔣𝔲𝔯𝔠𝔥𝔱𝔟𝔞𝔯𝔢𝔪 𝔊𝔯𝔦𝔪𝔪𝔢, 𝔪𝔞𝔠𝔥𝔱 𝔢𝔦𝔫 𝔊𝔢𝔱ö𝔰𝔢!

(Johann W. v. Goethe, Faust)

Licht im Gang zum Bunker. Wir gehen die Treppe runter. Am Ende eine rostige Bunkertür:

Eine Sackgasse der Deutschen Geschichte!

Dahinter die Installation von Jana Debrodt: „Tränen“.

Ophelia: „Ich stosse allen Samen aus den ich empfangen habe“

gesprochen von Gudrun Gut aus Hamletmaschine, Aufnahme: Einstürzende Neubauten. Dies ist zu verstehen als ein Echo auf: „der Schoss ist fruchtbar noch aus dem das kroch“, aus Arturo Ui von Bertold Brecht.

V.

Der Rückweg wird begleitet von Rachmaninovs „Toteninsel“ 1. Satz: „Das Meer“ und dem von Anja Freyhoff gelesenen Text von Walter Benjamin.

Der Song von Laibach „Engel der Verzweiflung“ Text: Heiner Müller, bildet das Ende dieser Installation.

Ich bin der Engel der Verzweiflung. Mit meinen Händen teile ich den Rausch aus, die Betäubung, das Vergessen, Lust und Qual der Leiber. Meine Rede ist das Schweigen, mein Gesang der Schrei. Im Schatten meiner Flügel wohnt der Schrecken. Meine Hoffnung ist der letzte Atem. Meine Hoffnung ist die erste Schlacht. Ich bin das Messer mit dem der Tote seinen Sarg aufsprengt. Ich bin der sein wird. Mein Flug ist der Aufstand, mein Himmel der Abgrund von morgen.

Über der Eingangstür das alte Zifferblatt der Turmuhr, von den Sowjets zerschossen. Ein Symbol für deren abgelaufene Zeit, auch wenn die poststalinistischen Revanchisten ihren Untergang versuchen umzudrehen. Tragisch, dass so viele Opfer und Nachfahren dieses Terrorregimes hierzulande heute noch deren Totenkult anhängen.

2. Teil der Ausstellung

Wir verlassen den Vorraum zur Bunkertreppe. Im Clubraum des Fördervereins Gut Sonnenburg e.V. mit kleiner Kaffeeküche, läuft das Video „Lauf der Dinge“ von Fischli/Weiss. Auf humorvolle Weise wird die wechselhafte Geschichte reflektiert. Aus Katastrophen erwächst Neues.

Weiter sind Bilddokumente zur Sanierung des Gutshauses durch die heutigen Eigentümer zu sehen und ein Büchertisch mit den Unterlagen und Katalogen zur Ausstellung.

Durch eine von Frau Bülow bemalte Tür. gelangen wir ins Kino. Diese Künstlerin aus der DDR bewohnte die Sonnenburg direkt nach der Wende und hatte große Ideen, die sie aus finanziellen Gründen nicht realisieren konnte. Eine Schautafel erinnert an ihre Biographie.

Wir können eine Kurzfassung (9 min) der Führung von dem Zeitzeugen Joachim Höckendorff sehen, der als Flüchtling seine Kindheit nach 1945 auf der Sonnenburg verbracht hat und uns eine umfangreiche Chronik mit seinen Zeichnungen und Fotos geschenkt hat. Diese Chronik liegt zur Besichtigung vor.

Weiter Aufnahmen von der Eröffnungsfeier des Cafés an Pfingsten 2024 mit Beiträgen von Werner Heegewaldt, von der Akademie der Künste, Berlin, der Joachim Frick vorstellte, Prof. em. Dr. Michael Succow, der die Bedeutung des Naturschutzes an diesem Ort betonte, dem Bürgermeister Ralf Lehmann, musikalisch begleitet von der Musikgruppe Nada.

Am Ende des folgenden Flurs eine Tür: eine weitere Sackgasse der Deutschen Geschichte: Diese Tür stammt aus dem Saal oben und diente als Durchreiche für die Essensausgabe als zu DDR Zeiten das Gutshaus auch als Ferienheim für Kinder genutzt wurde. In der Durchreiche steht ein defektes Tonbandgerät auch aus der DDR. Wir fanden es im Geröll der Bunkertrümmer. Darüber eine nackte Glühbirne.

Der Text „Versteinerung einer Hoffnung“ von Heiner Müller auch aus der Hamletmaschine beschreibt die Frustration der demokratischen Sozialisten, die es auch in der DDR Diktatur gab.

Eine Schrifttafel verweist auf das DDR-Kindergefängnis in Bad Freienwalde:

Die eisige Kälte der Macht Im Kindergefängnis von Bad Freienwalde waren sogar dreijährige Kleinkinder der Staatsmacht ausgeliefert. Ehemalige Insassen kämpfen bis heute erfolglos für eine Opferrente und Rehabilitation. Nur eine der Betroffenen konnte sich erfolgreich bis zum Bundesverfassungsgericht durchklagen: allein und ohne Anwalt. (Von Vanja Budde 16.08.2017 Deutschlandfunk)

Zurück im Clubraum

NIE WIEDER IST JETZT

Wir verlassen das Souterrain in den Garten mit Rilkes (8. Duineser Elegien)

Mit allen Augen sieht die Kreatur ins Offene. Nur unsere Augen sind wie umgekehrt und ganz um sie gestellt als Fallen, rings um ihren freien Ausgang. Was draussen ist, wir wissens aus des Tiers Antlitz allein; denn schon das frühe Kind wenden wir um und zwingens, dass es rückwärts Gestaltung sehe, nicht das Offne, das im Tiergesicht so tief ist. Frei von Tod.

und am Baumstrunk, ein Rest der grossen Tanne die am 2.12.22 auf unser Dach gefallen ist, ein Zitat von Hölderlin (aus Brod und Wein)

So komm, dass wir das Offene schauen!

Im Cafe sind Werke von KünstlerInnen aus dem Oderbruch zu sehen, u.a. der „Engel der Transformation“ von Inga Carrière, eine Landschaft von Elizabeth Pankhurst. Im Kaminzimmer, mit einer reich ausgestatteten Bibliothek, der Kamin von A. Speer, und mit Stichen vom Erbauer der Sonnenburg, dem königlichen Kupferstecher Joachim Frick.

Ja, an Langeweile ist wahrlich nicht zu denken.